Radio-Onkologie

Bei der Bestrahlung kommen hochenergetische Röntgenstrahlen zur Anwendung. Ein Teil der Energie wird an das Gewebe abgegeben. Dabei kommt es zu einer sogenannten Ionisation im Gewebe, d.h. zu einer Veränderung von Atomen und Molekülen. Als Folge davon können zum Beispiel Tumorzellen absterben.


Grund für eine Strahlentherapie

Trotz vollständiger chirurgischer Entfernung des bösartigen Brusttumors wird häufig eine Nachbestrahlung empfohlen. Der Grund dafür sind eventuell noch vorhandene, mikroskopisch kleine Tumorzellen, die den Augen des Chirurgen verborgen bleiben und zu einem Krankheitsrückfall lokal oder im übrigen Körper führen können. Auch bestimmte Vorstufen von Brustkrebs (z.B. duktales Carcinoma in situ – DCIS) können zu einem Rückfall in der Brust führen, weshalb die Radiotherapie auch beim DCIS häufig empfohlen wird.


Wir unterscheiden vor allem zwei Situationen:


1. Strahlentherapie nach brusterhaltender Operation

Die Mehrzahl neu entdeckter Brusttumore wird heutzutage brusterhaltend operiert. Ohne zusätzliche Bestrahlung beträgt die lokale Rückfallrate bis zu ca. 40%. Die Bestrahlung der ganzen Brust kann dieses Risiko um das Drei- bis Vierfache reduzieren und wird deshalb generell empfohlen. Eine zusätzliche Dosisaufsättigung im ehemaligen Tumorbett (sogenannter «Boost») vermag das Restrisiko lokal nochmals zu halbieren. Die Bestrahlung hat dadurch wesentlich zur Etablierung des Konzepts der Brusterhaltung in den vergangenen Jahrzehnten beigetragen.


2. Strahlentherapie nach Entfernung der Brust

Nach operativer Entfernung der Brust muss nicht in jedem Fall eine Bestrahlung erfolgen. Ausschlaggebend sind eventuell vorhandene Risikofaktoren (z.B. Tumorgrösse, Anzahl befallener Achsellymphknoten). Liegen solche Risikofaktoren vor, ist es oft auch nötig, Regionen des Lymphabflusses (z.B. Schlüsselbeingrube) mitzubestrahlen.


Beginn

Die Bestrahlung kann bei gesicherter Wundheilung gestartet werden, d.h. ca. drei bis sechs Wochen nach der Operation. Wird eine zusätzliche Chemotherapie empfohlen, erfolgt die Bestrahlung meist im Anschluss daran. Eine gemeinsame Radio- und Chemotherapie (simultan) wird selten durchgeführt.


Planung, Ablauf und Dauer

Da wichtige Organe (z.B. Lunge, Herz) in unmittelbarer Nachbarschaft der Brust liegen, ist eine genaue Bestrahlungsplanung unabdingbar. Als Grundlage dafür dienen eine für jede Sitzung gut reproduzierbare Lagerung der Patientin und Schichtaufnahmen (Planungs-CT) des Oberkörpers zur Darstellung der anatomischen Strukturen und exakten Dosisberechnung (siehe Abb. 1). Dies erfordert ein paar Tage Vorlaufzeit, bevor die erste Bestrahlung appliziert werden kann. Im Anschluss an die Erstbestrahlung wird in der Regel jeden Arbeitstag (d.h. fünfmal pro Woche) für insgesamt 3 bis 6.5 Wochen (je nach Situation) bestrahlt. Der Zeitaufwand pro Tag beträgt dabei 10 bis 15 Minuten. Da der Körper durch die Bestrahlung in den meisten Fällen nur ‚gestreift’ wird (tangentiale Bestrahlung, siehe Abb. 1), ist die Verträglichkeit generell gut, und die Therapie erfolgt im Normalfall ambulant. Eine (partielle) Arbeitsunfähigkeit wird in der Regel aber zugestanden.


Bestrahlungsmethode

Die Bestrahlung wird heutzutage fast ausschliesslich mit einem Linearbeschleuniger (siehe Abb. 2) durchgeführt. Er gibt ionisierende Strahlen ab (Photonen oder Elektronen), die mit dem durchstrahlten Gewebe Wechselwirkungen eingehen, die zum Absterben von Zellen führen können. Ein Vorteil der Linearbeschleuniger besteht darin, dass ihre Dosisleistung hoch ist und die Bestrahlungszeiten dementsprechend kurz ausfallen (pro Feld ca. eine Minute).


Nebenwirkungen

Bei sorgfältiger Planung und Durchführung lassen sich Nebenwirkungen normalerweise gering halten. Zu unterscheiden sind akute Nebenwirkungen während der Therapie (z.B. Hautrötung, oberflächliche Hautläsionen, Brustschwellung, etwas Müdigkeit), die sich gewöhnlich komplett zurückbilden, von späten Nebenwirkungen, die sich Wochen oder Monate nach Behandlungsende zeigen und bleibend sein können (z.B. Hautveränderungen, Verhärtungen der Brust). Nebenwirkungen an Rippen, Lunge und Herz sind selten. Zur bestmöglichen Schonung von Lunge und insbesondere Herz ist mit Hilfe neuer Technologien eine atemabhängige Bestrahlung möglich, d.h. die Bestrahlung erfolgt z.B. nur beim Einatmen (siehe Abb. 3). Müssen auch die Lymphknotenregionen bestrahlt werden, steigt das Risiko eines geschwollenen Armes (Armlymphödem) leicht an.

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